Mein Blasius-Segen

 

 

 

 

 

m Jahr 1949, meinem elften Lebensjahr, lebte meine Familie in der fränkischen Kleinstadt Hammelburg am Rande der Rhön.

Ich besuchte die 2. Klasse, die 6. im heutigen Schema, des dortigen Gymna­si­ums. Die Mehrzahl meiner Mitschü- lerInnen war katholisch, ich selbst evangelisch.

 

Am 1. Februar wurde in der Pfarrkirche vom Stadtpfarrer der Blasiussegen erteilt.

Gelebte Frömmigkeit spielte damals noch eine größere Rolle als heute. Außer­dem war uns Kindern die Ab- wechslung im normalen Schulalltag willkom­men, so dass die meisten meiner Schulkameradinnen und -kameraden in die Stadtpfarrkir­che hinübergingen. So auch meine Banknachbarin Inge, die mich einfach mit­nahm. In der Kirche angekommen - der Pfarrer war nach kurzer Instruk- tion be­reits enteilt, um sich selbst vorzubereiten - fiel Inge ein, dass ich evangelisch sei. Sie rief ihm mehrfach, dabei immer lauter werdend, hinterher: „Herr Pfarrer, Herr Pfar­rer……..“ Als er sich endlich umdrehte und noch einmal auf uns zukam, sagte sie: „Die – dabei auf mich weisend – ist evangelisch: Darf die auch den Segen empfangen?“ Der gutmütige Pfarrer stimmte zu, und so stand ich dann mit allen anderen in der Reihe und ließ mich gegen Hals­krank­heiten, Erstickungsgefahren durch Gräten oder Ver- schlucken und andere krank­heits­bedingte oder sonstige gesundheitliche Unbill segnen.

 

Aus dieser eigenen Erfahrung, die mich wohl ziemlich be- eindruckt hatte, erinnere ich auch noch meine Weisheiten über den Ablauf des Rituals samt der dabei ver­wen­deten Gegenstände.





 

 

 

Im Niederschreiben dieser Episode taucht ein weiteres, drei Jahre zurück­liegen­des Erlebnis auf. Damals, im Alter von acht Jahren, hatte ich ver­sehentlich einen Dattelkern verschluckt. Ich konnte nicht mehr sprechen und bekam keine Luft mehr. Meine Oma gab mir in der Panik zu trinken, sowie ein Stück Brot zu essen. Als alles nichts half, stieß die lebenspraktische, resolute Frau mit ihrem Zeigefinger in meine Kehle, wobei sie den bis dahin längs liegenden Kern in Querposition brachte. Nun tat Eile aber not, denn mein Gesicht hatte bereits einen ungesunden bläulichen Schimmer angenommen!

Wie die Oma es schließlich schaffte, den Fremdkörper in Bewegung hin zum normalen Verdauungsweg zu setzen, ist mir heute nicht mehr erinnerlich.

 

Im Zusammenhang mit jenem später empfangenen Bla- sius-Segen kam mir beim Formulieren dieser Geschichte jedoch eine Frage:

Wenn solch ein Segen, wie von den kirchlichen Vertretern geglaubt und ver­kündet, in die Zukunft hinein wirkt – könnte es dann nicht eventuell auch umge­kehrt der Fall sein? Indem der drei Jahre spätere Empfang des Segens mich sozusagen auch "rückwärts" schützte und im Falle des verschluckten Dattelkerns vor dem Erstickungstod bewahrte?

 

Denn: Was ist Zeit wirklich? Die Bibel sagt beispielsweise, dass vor Gott „tausend Jahre wie ein einziger Tag“ seien (vergl. 90. Psalm und 2. Petrus, 3/8)…..

 

Was im Grunde wohl besagt, dass in himmlischen Sphä- ren Zeit keine Rolle spielt, womit der Begriff EWIGKEIT auftaucht. Und bei dieser Metapher: Ewigkeit handelt es sich nicht um ein unendliches Zeit-Kontinuum sondern, wie ein kluger Mann (dessen Name mir leider entfallen ist) es einmal ausdrückte:

 

 

um die ABWESENHEIT von Zeit, ……

 



 

 

 

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MEIN ZUHAUSE – mon repos

 

 

 

Die Karte zeigt einen Pavillon, ein Tempelchen. Die Schrift-Banner oben und unten wollen darauf hinweisen, dass dieses anmutige Bauwerk ein REFUGIUM, eine Zuflucht darstellt, wo ein Mensch sich sicher und ge­bor­gen, wo er sich daheim fühlt, wo er aufatmen und in Ruhe angst- und gefahrlos einfach SEIN, auch für sich sein kann. Ohne etwas zu müssen, zu sollen oder darzustellen, ohne sich anzustrengen, sich zu verbiegen oder zu verfäl­schen. Ohne den Anspruch (an sich selbst oder seitens anderer) an ein bestimm­tes Verhalten oder ein „moralisches Gütesiegel“.

 

Ich denke, dass wir alle solch einen Ruhe- und Rück- zugsort brauchen. Und zwar sowohl imaginär-ideell, d. h. geistig-gedanklich-seelisch als auch ganz konkret. Dabei wird diese Stelle für jeden von uns anders aussehen.

Die Größe in Quadratmetern spielt dabei nicht die ent- scheidende Rolle. Manch einer mag sich ein Schloß wünschen oder einen Luxus-Loft. Während ein anderer sich ein Häuschen im Grünen oder auch nur eine Ein-Zimmer-Wohnung vorstellt. Ein Dritter wieder malt sich vielleicht ein Zelt oder einen Wohnwagen aus, eine Art „Schneckenhaus“ gewisser­ma­ßen, welches ihm Mobilität ermöglicht.

 

Wir können uns diesen Ort auch erträumen – vielleicht so lange, bis der Traum Wahrheit wird?

 

Und falls nicht: So können wir uns doch in allen Ein- zelheiten überlegen, wie dieser besondere Platz der Ruhe und des Auftankens beschaffen sein sollte, damit er für uns zum Jungbrunnen und zur Kraftquelle wird. Je genauer und detaillierter wir dieses Domizil einrichten, desto schneller werden wir es beim nächsten Besuch wiedererkennen und uns dort niederlassen, um uns zu erholen.

 

Immer, wenn wir es brauchen, können wir später diesen ganz besonde­ren und persönlichen Platz aufsuchen, können ihn umräumen, neue Einrichtungsgegenstände hinzufügen, können renovieren oder moderni­sie­ren – ganz nach unserem eigenen Gusto!

 

Mein eigener imaginärer derzeitiger Zufluchtsort ist oben zu sehen. Mir vermittelt er vor allem Freude und Freiheit, Offenheit, Spontaneität und Schönheit, spielerisches, zweckfreies Sein.

 

Ich wünsche Euch, allen, die Ihr auf dieser Seite meiner homepage gelandet seid, ebenfalls ein adäquates Refugium, das Euch sozusagen „auf den Leib geschneiderte“ Zuhause!

 

 [Eintrag am 3!.08.2013]